Foto: Lampuga
20.07.2020 | 5 Minuten

Elektrifizierung weitergedacht: Drei Unternehmen wollen den Markt revolutionieren


Elektromobilität ist längst im Alltag angekommen. Zeit, über den Tellerrand der Elektrifizierung zu blicken: Zwei E-Start-ups und ein etabliertes Unternehmen mischen den Markt auf.

Im Jahr 1835 präsentierte der Brite Robert Anderson das erste Elektroauto auf einer Industrieausstellung. Fast 200 Jahre später hat die Elektromobilität eine bewegte Geschichte vorzuweisen, mit einigen Tiefen, aber gerade in der vergangenen Dekade auch zahlreichen Höhen. Immer wieder wurde mit Innovationskraft nach besseren Lösungen für komfortable und umweltfreundliche Mobilität gesucht. Heute ist die Elektrifizierung schon weit gekommen. Allein auf deutschen Straßen sind mehr als 135.000 E-Autos unterwegs. Dank stetig wachsendem Ladenetz und technologischem Fortschritt läuft es rund für die E-Autofahrer, auch auf längeren Strecken. Dazu kommt ein immer interessanteres Angebot an Elektroautos, ob Familienwagen, SUVs und Sportwagen.

Stets wird in Sachen Elektrifizierung weiter geforscht. Zwei Start-ups und ein etabliertes Unternehmen aus Deutschland denken Elektromobilität neu und haben inzwischen Produkte auf den Markt gebracht, die die Entwicklung weiter voran treiben.

1. Sono Motors: Das E-Auto, das sich selbst auflädt

2012 begann die Arbeit am Sion, dem ersten Modell des deutschen Start-up Sono Motors. 2022 soll es auf den Markt kommen: das Auto, das sich selbst auflädt. Möglich machen das 248 Solarzellen, eingearbeitet in die Karosserie überall am Auto. Mit dieser innovativen Technologie bekommen E-Auto-Fahrer ein ganzes Stück Autonomie für Alltagsfahrten. Dank Solarzellen hat das Auto pro Tag bis zu 34 Kilometer zusätzliche Reichweite.

Doch auch über die Solarzellen hinaus soll der Sion wesentlich unabhängiger vom Stromnetz und stationären Ladestationen sein als andere E-Autos. Mit einem Ladegerät, das in zwei Richtungen funktioniert, können sich die Fahrzeuge von Sono Motors gegenseitig aufladen, falls man etwa gemeinsam Fährt und das eine weniger Ladung hat als das andere. So sollen Nutzer mit der serienmäßigen 35 kWh-Batterie auch dort lange Fahrten genießen können, wo das Ladenetz noch nicht flächendeckend ausgebaut ist.

Elektrifizierung weiter gedacht Frau Straße

Foto: Sono Motors GmbH

Mit einer Reichweite von 255 Kilometern und den zusätzlichen Lademöglichkeiten eignet sich das E-Auto sowohl für den Alltagsverkehr als auch für Trips und Reisen. Dabei helfen auch der großzügige Kofferraum mit 650 Litern Fassungsvermögen und eine Anhängerkupplung.

In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll die Produktion des Sion in einem ehemaligen Werk der Marke Saab in Schweden beginnen. Der Kaufpreis von 25.500 Euro fällt moderat aus, zumal laut Hersteller Sono Motors bereits die Kosten für den CO2-Ausgleich der Produktion inbegriffen sind. So will das Start-up nicht nur den Verkehr elektrifizieren, sondern schon in der Produktion und über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg nachhaltig handeln.

2. Lampuga: Surfen mit Elektromotor

„Fahrspaß auf Knopfdruck“ verspricht das deutsche Start-up Lampuga bei seinen elektrisch angetriebenen Surfboards – den sogenannten Jetboards. Mit der Elektrifizierung will das Unternehmen schlicht jedem das Surfen ermöglichen, ohne langes Üben und Warten auf die richtigen Wasserbedingungen. Die E-Surfboard-Serie besteht aus zwei Modellen und soll bald um ein drittes, besonders leistungsstarkes Brett erweitert werden.

Das Universalmodell ist das „Lampuga Air“. Das 2,3 Meter lange Board ist aufblasbar und damit leicht zu transportieren. Das Elektromodul wird beim Aufbau an der Hinterseite eingeschoben und mit Schnallen fixiert. Das 14-PS-Brett erreicht Geschwindigkeiten bis zu 50 Kilometern pro Stunde. Eine Akkuladung verspricht 45 Minuten Surfspaß, die Aufladung dauert rund zwei Stunden.

Boot Wasser Lampuga

Foto: Lampuga

Für das Modell „Lampuga Rescue“ wurde das „Lampuga Air“ etwas weiterentwickelt. Technisch weist es abgesehen von etwas weniger Gewicht die gleichen Daten auf. Allerdings ist es vor allem für den Einsatz bei der Wasserrettung konzipiert und soll schnelle Hilfe garantieren, wenn es um jede Sekunde geht. Darum gibt es bei diesem Modell zusätzlichen Stauraum für Rettungsausrüstung.

Bald soll mit dem „Lampuga Boost“ ein drittes Modell auf den Markt kommen, das mit leichtem Carbon-Material, 2,56 Metern Länge und bis zu 58 Kilometern pro Stunde besonders viel Action bringen soll.

3. Remondis: Zweitverwertung ausgemusterter Batterien

Im nordrhein-westfälischen Lünen hat eines der weltweit führenden Unternehmen für industrielles Recycling und Wasserverwertung seinen Hauptsitz. Im „Lippewerk“ von Remondis in Lünen dreht sich (fast) alles ums Thema Recycling. Seit einiger Zeit gehört dazu auch die Zweitverwertung von ausgemusterten E-Auto-Akkus.

Der Batteriepark im Werk von Remondis in Lünen ist der größte Speicher aus ausrangierten Autobatterien weltweit. Die Akkus, die aus alten Elektro-Smarts stammen, sind zusammengeschlossen und haben eine Gesamtleistung von zwölf Megawatt. Insgesamt 1.000 ehemalige E-Auto-Batterien stehen im Batteriepark. Dieser ist direkt ans Stromnetz angeschlossen und kann sowohl Energie speichern, als auch abgegen – je nach Bedarf in Sekundenschnelle. So können etwa Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden.

Infografik Remondis

Grafik: InCharge; Quelle: Remondis

Das funktioniert, weil sich die Batterien zwar nach einer gewissen Lebensdauer nicht mehr für die Nutzung in E-Autos eignen, aber weiterhin starke Energiespeicher sind. Sie können so wie im Lippenwerk mindestens zwei Jahre nach Ausbau aus einem Fahrzeug weiter verwendet werden.

Aktuell erarbeitet Remondis in Lünen sogar Lösungen, die Batterien nach ihrer Lebensdauer im Batteriepark vollständig zu verwerten und alle Rohstoffe zurückzugewinnen. Aus den Rohstoffen könnten wieder neue Fahrzeugbatterien für E-Autos entstehen – ein geschlossener und nachhaltiger Kreislauf.

Elektromobilität wird immer nachhaltiger

Diese drei Beispiele innovativer Konzepte zur Weiterentwichlung von Elektromobilität zeigen: elektrisches Fahren wird immer nachhaltiger. Schon jetzt ist die Umweltbilanz der Konkurrenz voraus, die Entwicklungsmöglichkeiten sind in diesem dynamischen Markt aber noch lange nicht ausgereizt – sowohl bei der Umweltverträglichkeit, als auch bei der Leistung.


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