Auf den ersten Blick sind Elektroautos in Sachen Klimafreundlichkeit unschlagbar. Im Straßenverkehr verursachen sie keine schädlichen Emissionen, etwa durch CO2 und andere Treibhausgase. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Um herauszufinden, wie umweltfreundlich Elektroautos wirklich sind, kommt es auf den gesamten Lebenszyklus und auch die Energiequellen an.
Der Begriff Umweltbilanz oder auch Klimabilanz beschreibt die Gesamtheit der Auswirkungen eines Fahrzeugs auf die Umwelt, weit über die „Messung am Auspuff“ hinaus. Dazu gehören zum einen die Produktion, Wartung und Entsorgung eines Fahrzeuges, zum anderen der Fahrzeugbetrieb und die Energiequellen.
Im Jahr 2018 stammten lediglich 38 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne und Wasser. Obwohl E-Autos also nicht allein mit grüner Energie unterwegs sind, ist ihre Bilanz besser als die von Verbrennungsmotoren. Die Gewinnung von Ressourcen für Benzin und Diesel sowie die Herstellung der Kraftstoffe schädigen die Umwelt stärker. Laut Bundesumweltministerium verursachen Fahrbetrieb und Energiebereitstellung eines Elektro-PKW der Kompaktklasse im Schnitt weniger als 100 Gramm CO2-Emissionen pro Fahrzeug-Kilometer. Der Diesel liegt in der Klimabilanz deutlich darüber, Benziner verursachen sogar fast 150 Gramm auf gleicher Strecke.
Quelle: Umweltbundesamt
In Sachen CO2-Ausstoß liegen Elektroautos also schon heute vorn – und der Vorsprung dürfte in den kommenden Jahren deutlich steigen. Mit Blick auf die Klimapolitik in Deutschland und die laufende Energiewende prognostiziert das Bundesumweltministerium für 2025 eine noch deutlich bessere Bilanz. So würden die CO2-Emissionen beim gleichen Fahrzeugtyp sogar unter 50 Gramm pro Fahrzeug-Kilometer fallen. Zwar entwickeln sich auch Diesel- und Benzinfahrzeuge weiter, der Spielraum in Sachen Umweltbilanz ist aber deutlich kleiner. Die Bilanz könnte sich sogar noch verschlechtern, wenn die benötigten Rohstoffe vermehrt aus Teersanden oder mittels Fracking gewonnen werden.
Das größte Umweltproblem hat Elektromobilität bei der Produktion, Wartung und Entsorgung. Besonders die Batterieproduktion benötigt viel Energie. Außerdem müssen vergleichsweise knappe Ressourcen wie Lithium in großen Mengen gefördert werden. Auch die Entsorgung der Batterien stellt eine Herausforderung dar.
Summiert man allerdings die Auswirkungen aus Produktion, Wartung, Entsorgung, Betrieb und Energiebereitstellung, zeigt sich: Schon heute schneiden Elektroautos besser ab – der CO2-Vorteil liegt bei 16 Prozent im Vergleich zum klassischen Diesel und bei 27 Prozent gegenüber einem durchschnittlichen Benziner. Für 2025 prognostiziert das Umweltministerium sogar einen Vorteil von 32 bzw. 40 Prozent.
Neben reinen Treibhausemissionen haben verschiedene Fahrzeugtypen auch unterschiedliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Besonders die Feinstaub- und Stickoxidbelastung rücken immer mehr ins Bewusstsein. Auch hierbei erzeugen Elektroautos (fast) keine unmittelbaren Schädigungen. Sie haben keinen Auspuff, lediglich geringe Mengen Feinstaub gelangen durch Reifen- und Bremsabrieb in die Luft. Insgesamt aber verursachen E-Autos etwas mehr Feinstaub als Benziner, Diesel und Hybride – vor allem in der Herstellung. Außerdem entstehen bei der Produktion und Energiebereitstellung für Elektroautos mehr Stickoxide. Da es aber keine direkten Emissionen am Auspuff gibt, liegen Elektroautos bei diesen Emissionen dennoch deutlich unter den Schädigungen durch andere Fahrzeugtypen.
Quelle: Umweltbundesamt
Unser Faktencheck zeigt: Bei klimarelevanten Emissionen sind E-Autos ihren verbrennenden Mitbewerbern deutlich mehr als eine Nasenlänge voraus. In den nächsten Jahren wird sich die Umweltbilanz weiter verbessern – durch Klimapolitik und Energiewende, mehr Förderung für Elektromobilität und ein weiter wachsendes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft.
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Quelle der Zahlen:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit