Herr Frentzen, Sie wohnen seit 2015 in einem Eigenheim, das durch Solarzellen auf dem Dach und ein Blockheizkraftwerk mit Energie gefüttert wird. Außerdem fährt Ihre Familie E-Autos. Wie viele Ladestationen haben Sie?
Bisher reichten uns zwei. Aber da unsere Töchter langsam anfangen, ihre Führerscheine zu machen, haben wir wohl zu wenig Ladestationen in unserer Garage.
Warum sind Ihnen Nachhaltigkeit und Elektromobilität so wichtig?
Wer Umwelt und Ressourcen schonen will, landet zwangsläufig bei E-Mobilität im Verbund mit nachhaltiger Energiegewinnung. Davon bin ich überzeugt.
Vergleichen Sie Ihren Energiegewinn durch Solarenergie mit den benötigten Kilowattstunden für Ihre E-Fahrzeuge?
Natürlich. Und das nicht nur grundsätzlich, sondern auch tagesaktuell. Mittlerweile ist es Routine für mich, die Fahrzeuge immer dann zu laden, wenn ich überschüssigen Strom produziere. Ehrlich gesagt, macht das dann ganz besonders Spaß.
Wie wichtig ist Ihnen das „Smart Charging“, sprich das intelligente Laden von Elektroautos? Achten Sie z.B. darauf, dass diese vorzugsweise in Zeiten geladen werden, in denen der Strom günstig ist, und dass die Ladegeschwindigkeit und -leistung an die verfügbare Netzkapazität angepasst wird?
Dadurch, dass ich zu Hause in der Summe mehr Strom produziere, als ich selber verbrauche, habe ich mich von Fragen der günstigsten Ladezeiten oder von Netzkapazitäten weitestgehend abgekoppelt. Ich finde, dass derjenige, der seinen E-Mobilitätsstrom selber gewinnt, die höchste Form von „Smart Charging“ praktiziert.
Fahren Sie auch längere Touren mit einem E-Auto oder nutzen Sie es ausschließlich im innerstädtischen Bereich?
Stuttgart, München, Hamburg, Berlin – alles ist gut erreichbar. Selbst der Weineinkauf in Südfrankreich ist mit ökologisch gutem Gewissen machbar.
E-Mobilität und die Formel E verändern den Rennsport. Wie können und wollen Sie sich weiter in diesem Bereich einbringen?
Den entscheidenden Beitrag habe ich schon geleistet, indem ich einer der allerersten war, die E-Technik in den Motorsport eingeführt haben. Viele Ideen von mir haben sich da mittlerweile durchgesetzt. Ich muss aber auch sagen, dass ich aus idealistischen Gründen heraus richtig viel eigenes Geld in die Hand genommen habe.
Der Apollo von Heinz-Harald Frentzen auf der Rennstecke. Foto: imago
E-Fahrzeuge haben den Nachteil, dass sie durch die Batterien recht schwer sind. Sehen Sie da schon eine Lösung?
Wir stehen doch erst am Anfang der Entwicklung. Und schon jetzt bin ich mit der Gewicht-Reichweite-Relation meines Fahrzeuges, eines Tesla mit rund 500 Kilometern Reichweite, schon sehr zufrieden. Schauen Sie sich doch mal die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre an und schauen Sie dann in die Zukunft – aber bitte nicht linear, sondern exponentiell.
Verfolgen Sie die Formel 1 noch?
Na klar, ich bin immer noch begeistert vom Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine. Höchstleistungen, Strategie, spannende Zweikämpfe – all das bleibt faszinierend, einerlei, welche Technik eingesetzt wird.
Sie haben 2008 das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit einem selbstgebauten Hybrid-Sportwagen bestritten, dessen Energierückgewinnungssystem ein Jahr später von der Formel 1 übernommen wurde. Sehen Sie sich als Vorreiter?
Meine Motivation war, dass sich der Motorsport hin zu Nachhaltigkeit und Effizienz verändern muss. Motorsport darf in meinen Augen nicht nur spannend und unterhaltend sein, er muss auch – für den Fan wie für die Automobilindustrie – ein Vorreiter sein.
Was ist eigentlich aus dem Schulprojekt einer Ihrer Töchter geworden, bei dem Sie Ihr erstes Gokart von 1983 umgebaut und mit einem E-Motor versehen haben?
Zweierlei. Technisch gesehen stecken wir mittendrin. Aber meine Tochter hat dadurch auch ihr Herz für den Kartsport entdeckt. Und ich muss mich jetzt richtig strecken, dass ich auch weiterhin der Schnellste in der Familie bleibe.
Biografie:
Heinz-Harald Frentzen wurde am 1967 in Mönchengladbach geboren. Der Motorsportler fuhr zwischen 1994 bis 2003 insgesamt 157 Grand-Prix-Rennen in der Formel 1, kassierte drei Siege und wurde 1997 Vizeweltmeister. 2004 wechselte er in die DTM und fuhr drei Jahre lang für Opel und Audi. Anschließend nahm er aktiv an Langstreckenrennen und in der Speedcar Series teil. 2011 und 2012 startete er zudem im ADAC GT Masters. Seit 2005 ist er für die Formel E im Einsatz, testete bereits mehrere E-Fahrzeuge (u.a. für Tesla) und fährt sie auch privat. Heinz-Harald Frentzen lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in der Nähe von Düsseldorf.
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