Autonomes Fahren, Sharing Economy und Elektrifizierung – damit verbinden viele die urbane Mobilität der Zukunft. Szenario-Analysen unterschiedlichster Marktforschungsstudien zeigen, dass das Jahr 2030 einen Verkehrswendepunkt darstellt: Dann wird umweltfreundlicher Verkehr in den größten Städten der Welt die Regel sein. Die Basis der Studien bildet der Transforming Cities Index. Dieser Index bewertet, wie stark sich das Mobilitätsverhalten in Städten in einem Zeitraum von zehn Jahren verändert. Doch was bestimmt den zukünftigen Stadtverkehr?
Anfang 2020 veröffentlichte das Marktforschungsinstitut Kantar die Studie "Mobility Futures" zum Thema Citymobilität in zehn Jahren. Die Studie umfasste Befragungen zu Mobilitätserfahrungen von Bewohnern in 31 Großstädten wie Berlin oder New York. In die Ergebnisse floss auch die Expertise von 53 Mobilitätsexperten ein. Diese wie auch andere Studien verdeutlichen: Eine Mobilitätswende hin zur Nachhaltigkeit wird kommen.
Bis 2030 steigt ein Großteil der Bürger auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Bahn oder Fahrrad um. Sie werden laut der Studie "Mobility Futures" ein Plus von vier Prozent erfahren. Der Anstieg erscheint auf dem ersten Blick gering. Das ist er jedoch keineswegs, betrachtet man den Gesamtkontext: Mit fast 49 Prozent wird nachhaltige Mobilität fast die Hälfte aller Fahrten ausmachen. Im Vergleich dazu wird die Autonutzung der Prognose nach um fünf Prozent sinken und damit nach und nach zurückgehen. Die restlichen Prozente entfallen auf andere Verkehrsmittel wie Fähren.
Es ist ein langsamer, aber steter Wandel hin zur nachhaltigen Mobilität, der sich in Relation zu den dafür nötigen Voraussetzungen und Anpassungen nur schrittweise vollziehen kann. Die Umsetzung einer nachhaltigen Raum- und Verkehrsplanung ist eine komplexe Aufgabe und umfasst die Integration der Siedlungsplanung, stimmiger Verkehrskonzepte sowie effektives Mobilitätsmanagement, das alle Verkehrsmittel einbezieht.
Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel steige laut der Kantar-Studie bis 2030 um 18 Prozent an. Dafür werden in den nächsten Jahren Milliarden in den Neu- und Ausbau dieser investiert. Und ein weiterer Punkt ändert sich: Busse und Bahnen werden ohne Fahrer unterwegs sein. Zukünftig werden autonome Fahrzeuge die Menschen von A nach B bringen.
Züge verbinden in zehn Jahren auch Kontinente und verändern den weltweiten Handel. Sie werden modular und bestehen aus einzelnen Wagen, die Batterien und einen eigenen Elektroantrieb besitzen. So können Güter-, aber auch Personenzüge am Stadtrand vollautomatisch zerlegt werden. Einzelne Waggons fahren anschließend autonom zu Anschlussstellen wie einem Bahnhof oder Verteilzentren für Güter. Geladen wird induktiv: Über Elektromagnete am Gleis überträgt sich die Energie.
Öffentliche Verkehrsmittel sowie mehr Rad- und Fußgängerverkehr prägen 2030 das Bild vieler Großstädte. Immer mehr Menschen werden bewusst auf die Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel setzen. Dem Fahrrad wird dabei ein Anstieg von 18 Prozent prognostiziert, Fußgängern 15 Prozent. Eine Voraussetzung für den Anstieg: Der intensive Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und von Radfahr- und Fußwegen in den nächsten Jahren.
„Teilen statt Haben“ ist das Motto 2030. Car-Sharing-Konzepte für organisiertes gemeinsames Fahren werden in Großstädten immer relevanter und ersetzen Strecken im eigenen Auto. Letztere nähmen zukünftig um ca. 10 Prozent ab.
Ein weiterer Faktor für die Abnahme von privaten Autofahrten: autonome, rein elektrisch fahrende Fahrzeuge. 2030 wird wohl jedes zehnte Auto autonom unterwegs sein, die meisten davon als Roboter-Taxis. Dafür müssen in den kommenden Jahren Rahmenbedingungen geschaffen werden, vor allem eine vernetzte Verkehrsinfrastruktur und eine hochleistungsfähige Mobilfunkabdeckung. Denn die sind Grundpfeiler einer Smarten City, in der die Menschen sich nachhaltig und effizient fortbewegen.
Auch Unternehmen denken bis 2030 um: Firmenfahrzeuge und -flotten werden zukünftig rein elektrischen unterwegs sein. Zudem wird es mehr Sharing-Angebote für Autos geben.
Für die zunehmende Elektrifizierung des Straßenverkehrs muss die Ladeinfrastruktur aufgebaut und in das Stromversorgungssystem eingebunden werden. Eine Herausforderung, der sich Städte, Netzbetreiber und Automobilhersteller gemeinsam stellen. Denn: Je passgenauer die Ladeinfrastruktur, desto schneller kann die Elektrifizierung und Autonomisierung stattfinden. Automatisiertes, elektrisches Fahren ist nur dann möglich, wenn neben der Technologie und Vernetzung auch die dafür benötigte Straßen- und Ladeinfrastruktur vorhanden ist und effizient genutzt werden kann – idealerweise mit einer Verknüpfung aller Mobilitätsanbieter.
Die Elektrifizierung durchdringt alle Verkehrsbereiche, von E-Bikes über E-Autos bis hin zu E-Trains. Zukünftig führt die angestrebte Elektrifizierung des Verkehrs folglich auch zu einer hohen zusätzlichen Stromnachfrage, die durch erhöhte Kapazitäten von Energien gedeckt werden muss. Vattenfall setzt alles daran, dass diese Energien erneuerbar und klimaneutral sein werden. Denn die Elektrifizierung und E-Mobilitätslösungen sind Schlüsselfaktoren für die Senkung der CO2-Emissionen.
Die Kantar-Studie zeigt, dass Städte wie Berlin, Amsterdam und New York für eine nachhaltigere Zukunftsmobilität bereit sind. Die Experten stellen Berlin ein gutes Zeugnis bezüglich Infrastruktur, Technologie, Digitalisierung und rechtlicher Rahmenbedingungen aus. Aber das Vertrauen der Bürger in die Umsetzung fehle. In Moskau oder Mumbai sei das Gegenteil der Fall, wie die folgende Grafik zeigt:
Derzeit sind fast 40 Prozent der Menschen weltweit offen für innovative, neue (E-)Mobilitätslösungen. Und die Tendenz steigt. Steigen tut auch die Bereitschaft der Städte zur nachhaltigen Mobilitätstransformation. Denn fest steht: Die Zukunft fährt elektrisch.
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Quellen:
Kantar “Mobility Futures”, kantar.com/mobility-futures
BMVI, https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/verkehrsverflechtungsprognose-2030.html