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15.06.2020 | 6 Minuten

Wie Sie Ihre Elektroauto-Batterie trotz Stillstand fit halten


Längere Stillstandphasen sind für Batterien von Elektroautos nicht gut. Manchmal jedoch lassen sich längere Unterbrechungen zwischen den Fahrten nicht vermeiden. Sei es aufgrund der aktuellen Situation rund um Covid-19 und dem damit vermehrten Arbeiten aus dem Homeoffice. Aber auch die Urlaubszeit im Sommer oder der Umstieg auf das Fahrrad bei schönem Wetter kann ein plausibler Grund dafür sein, dass ein E-Auto weniger genutzt wird. Mit dem richtigen Ladeverhalten bleibt Ihre Batterie fit.

Wie halten Sie die Batterie Ihres Elektroautos fit, wenn Sie es wochenlang nicht bewegen? Während einige Elektrofahrer ihr Fahrzeug über einen längeren Zeitraum nicht beachten, laden andere es jeden Tag fleißig voll. Doch weder die einen noch die anderen machen es richtig, im Gegenteil: Sie alle schaden der Batterie ihres E-Autos. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Grundlagen der Batterietechnik und erhalten Sie Tipps, wie Sie die Lebensdauer Ihrer E-Auto-Batterie erhöhen. 

Sollten Sie Ihr Fahrzeug während eines längeren Stillstands laden? Wie wirkt sich das auf die E-Auto-Batterie aus?

Die monatliche Selbstentladungsrate liegt bei Lithium-Ionen-Akkus normalerweise bei rund zwei Prozent; der Akku in einem E-Auto entlädt sich wegen der Fahrzeugelektronik jedoch tendenziell schneller. 

Ein Beispiel: Wird ein Nissan Leaf über einen längeren Zeitraum nicht bewegt, verliert der Akku ca. 15 Kilometer Reichweite pro Monat. In einem Tesla Model S ist weitaus mehr Elektronik verbaut, weshalb das Fahrzeug bis zu 15 Kilometer an Reichweite pro Tag einbüßen kann (vorausgesetzt, das Tesla Model S befindet sich im standardmäßigen „Standby-Modus“ und ist nicht vollständig abgeschaltet). 

Sie sollten also auch in Fahrpausen Ihr Elektroauto nicht vernachlässigen. Doch genauso wenig sollten Sie Ihr Elektrofahrzeug zu 100 Prozent laden. Dann steht die Zelle unter hoher Spannung und die Elektrolyte degradieren in der Batterie die Kathode oder den Plus-Pol.  

Was ist der optimale Batterieladezustand?

Die Wahrheit liegt knapp oberhalb der Mitte: Idealerweise beträgt der Ladezustand der Elektroauto-Batterie zwischen 80 und 50 Prozent (nicht zu verwechseln mit dem Idealbereich für die beste Fahrreichweite, der zwischen 80 und 20 Prozent liegt). Ein Ladezustand von 80 Prozent führt zu einer so niedrigen Spannung, dass das Elektrolyt über mehrere Wochen hinweg nicht degradiert. Gleichzeitig ist ein Ladezustand von 50 Prozent ist immer noch hoch genug, um das Risiko einer Überentladung bei längerer Nichtnutzung der Batterie zu verringern. 

Bei gewissen E-Autos konfigurieren Sie die Ladelimits einfach am Armaturenbrett oder über Webportale. Doch was, wenn das Auto keine solche Funktion bietet? Dann beenden Sie den Batterieladezustand manuell, sobald der gewünschte Ladezustand erreicht ist. 

Dabei müssen Sie aber nicht neben Ihrem Auto stehen und auf die Batterieanzeige starren. Mithilfe der unten beschriebenen Formel ermitteln Sie, wann Sie den Ladevorgang starten und beenden sollten: 

Nehmen wir beispielsweise einen 40-kWh-Akkupack, bei dem der Ladezustand der E-Auto-Batterie aktuell 30 Prozent beträgt (d. h. 12 kWh). Sie möchten ihn auf 80 Prozent (d. h. 32 kWh) laden. Gehen wir davon aus, dass Ihr E-Auto mit einem verbauten 11-kW-Ladegerät ausgestattet ist und Sie es an eine 11-kW-Ladestation angeschlossen haben. 

Elektroauto-Batterie Auto von innen

Das richtige Laden kann die Kapazität der Elektroauto-Batterie enorm erhöhen. Foto: Bloomberg via Getty Images

Die Formel zur Berechnung lautet:

Ladezeit (Stunden) = Benötigter Strom / Ladeleistung

also = [32 – 12 kWh] / 11 kW = 1,81 (1 Stunde 48 Minuten)

Wenn Sie das 11-kW-Ladegerät bei einem Batterieladezustand von 30 Prozent anschließen und nach 1 Stunde und 48,6 Minuten von der Ladestation trennen, wird die Batterie des E-Autos zu rund 80 Prozent geladen sein.  

Bitte beachten Sie, dass die obige Formel Ihnen lediglich eine grobe Schätzung der erforderlichen Ladezeit ermöglicht. Die Formel garantiert keinen Ladezustand von exakt 80 Prozent, da die Ladezeit von weiteren Faktoren abhängt, wie etwa von Temperatur, SoC (State of Charge, dt. Ladezustand), SoH (State of Health, dt. allgemeiner Batteriezustand), Alter der Elektroauto-Batterie und Art der Technologie. 

Wie wirkt es sich auf die Batterietechnik aus, wenn Sie Ihr E-Auto einfach angeschlossen lassen (auch über einen SoC von 80 Prozent hinaus)?

Es gibt einige Diskussionen bezüglich der richtigen Ladestrategie, wenn Sie das Ladegerät für längere Zeit angeschlossen lassen möchten. Sinnvoll ist, den SoC der Autobatterie mindestens einmal in der Woche zu prüfen und das Fahrzeug bei Bedarf (wenn der Wert unter 50 Prozent fällt) aufzuladen. 

Es spricht nichts dagegen, Ihr Auto dauerhaft angeschlossen zu lassen, solange Sie die 80-Prozent-Regel befolgen. Das heißt, Ihr Fahrzeug muss zunächst in der Lage sein, das Ladelimit auf 80 Prozent zu setzen. Das Batteriemanagementsystem (BMS) Ihres Elektroautos sollte das Ladeverhalten regulieren, damit die Batterie nur bei Bedarf und nicht immer weiter geladen wird. 

Beachten Sie außerdem, dass die 12-Volt-Hilfsbatterie des Autos – wie sie beispielsweise auch in einem Benzin- oder Dieselauto zur Stromversorgung der Scheinwerfer, Scheibenwischer und Infotainment-Systeme zum Einsatz kommt – normalerweise nur aufgeladen wird, wenn die Antriebsbatterie aktiv ist. Das heißt, sie wird aufgeladen, wenn das Elektrofahrzeug entweder vollständig angeschaltet und fahrbereit ist oder wenn das Auto geladen wird. In Anbetracht dessen ist es wichtig, dass regelmäßig das Auto geladen oder der Motor angeschaltet wird. 

Das Fazit zum optimalen Laden der Elektroauto-Batterie:

Wie sollten Sie sich im Hinblick auf den Batterieladezustand verhalten?

  • 100–80 Prozent: Vermeiden Sie es, die Elektroauto-Batterie über 80 Prozent aufzuladen, um eine Degradation des Elektrolyts und Kapazitätsverluste zu vermeiden. 
  • 80–50 Prozent: Versuchen Sie, während einer langen Standphase, etwa durch Urlaub, einen Ladezustand zwischen 50 und 80 Prozent aufrechtzuerhalten. Dies sind optimale Bedingungen, um die Batterie bei längerer Nichtnutzung des Autos fit zu halten. 
  • 50–20 Prozent: Versuchen Sie, Ihr Fahrzeug innerhalb des oben empfohlenen SoC-Bereichs aufzuladen. 
  • 20–0 Prozent: Beträgt der Ladezustand weniger als 20 Prozent, müssen Sie einer weiteren Entladung vorbeugen. Sie sollten das Auto sofort an eine Ladestation anschließen (aber nicht bei voller Ladeleistung!) Schließen Sie einfach das Ladegerät an, das Batteriemanagementsystem des Autos wird den Ladestrom dann auf batterieschonende Weise nach und nach erhöhen. 


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Quellen:

Der Beitrag wurde von Pon Paulraj im Kontext des Covid-19-Lockdowns ursprünglich in Englischer Sprache verfasst: https://www.emobilitysimplified.com/2020/04/how-to-maintain-ev-battery-health-during-covid19.html

 


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