Foto: Vattenfall
16.05.2022 | 4 Minuten

Northvolt: Batterierecycling macht E-Mobilität nachhaltiger


Immer mehr Elektroautos läuten die Verkehrswende ein. Doch woher kommen die Rohstoffe für die neuen Batterien und wohin mit den ausgedienten Akkus? Der schwedische Konzern Northvolt erzielt Technologiesprünge beim Batterierecycling. Das Ziel: die grünsten Stromspeicher der Welt.

Bis 2030 wird es in Europa mehr als 250.000 Tonnen Altbatterien aus Elektroautos geben. Was bisher als großes Problem gesehen wurde, ist für Northvolt eine große Chance. Der schwedische Konzern hat im November 2021 die erste Batterie mit recyceltem Nickel, Mangan und Kobalt hergestellt. Sie war im Test genauso leistungsfähig wie eine Batterie aus neuen Materialien. 

Bestärkt von diesem positiven Ergebnis eröffnete Northvolt im August 2023 gemeinsam mit dem Metallrecycler EMR  eine Recyclinganlage in Hamburg-Billbrook. Hier sollen pro Jahr etwa 10.000 Tonnen Batteriepacks von Elektroautos zerlegt werden. Die Aufarbeitung der Module erfolgt dann in anderen Produktionsstätten von Northvolt in Norwegen und Schweden.

Warum belasten Batterien die Umwelt?

Batterierecycling ist doppelt nachhaltig: Zum einen belasten Altbatterien nicht als Sondermüll die Umwelt. Zum anderen schont die Wiederverwendung wertvoller Rohstoffe die begrenzten Ressourcen: Es müssen weniger Nickel, Mangan, Kobalt und Lithium geschürft werden. Für den Abbau dieser wertvollen Rohstoffe steht die konventionelle Batterieproduktion in der Kritik.

Außerdem wird der CO2-Ausstoß bei der Batterieherstellung viel diskutiert. Er ist abhängig vom Strommix am Produktionsstandort. Laut einer schwedischen Studie verursacht eine in Indien hergestellte Batterie 226 Kilogramm CO2-Equivalent pro Kilowattstunde, während der Wert in Schweden nur bei 7 Kilogramm liegt. Der Grund: Schwedens Stromerzeugung ist schon heute zu 98 Prozent fossilfrei. Werden zusätzlich recycelte Rohstoffe aus Altbatterien ausgedienter E-Autos eingesetzt, sinkt der CO2-Ausstoß natürlich noch einmal erheblich.

Die grünste Batterie Europas

Als Tesla 2014 seine Batterieproduktion in der Gigafactory 1 aufbaute, war klar, dass Batterien der Flaschenhals der Elektromobilität werden würden. Die schwedischen Green-Tech-Entrepreneure Carl-Erik Lagercrantz und Harald Mix kontaktierten die beiden Tesla-Manager Peter Carlsson und Paolo Cerruti. Sie prüften den Markt für eine nachhaltige Batterieproduktion in Europa. 2016 stand fest: Schweden bekommt eine eigene Gigafactory. Northvolt war geboren. 

In nur fünf Jahren entwickelte sich Northvolt von einem Energie-Start-up zu einem Konzern mit mehr als 2500 Mitarbeitern. Bis 2030 will Northvolt die Hälfte seines Rohstoffbedarfs aus Altbatterien und Produktionsabfällen gewinnen. Allein in der schwedischen Gigafactory in Ett sollen in Kürze rund 125.000 Tonnen pro Jahr recycelt werden. Bis zu 95 Prozent der Metalle können über hydrometallurgische Verfahren aus Altbatterien zurückgewonnen werden. Vereinfacht gesagt werden die Metallreste im Säurebad voneinander getrennt und können dadurch erneut genutzt werden. Kupfer, Aluminium und Plastik aus der Batteriehülle werden bei Northvolt ebenfalls recycelt. Das Ziel ist die grünste Batterie der Welt.

Auch in Deutschland entstehen eine neue Gigafactory mit Recyclinganlagen: In Heide sollen ab 2026 mithilfe von Strom aus Windkraft die saubersten Lithium-Ionen-Batterien Kontinentaleuropas gebaut werden, wenn die notwendigen EU-Subventionen freigegeben werden. 3.000 Menschen werden hier künftig arbeiten. Die Kapazität des Werks soll 60 Gigawattstunden pro Jahr erreichen. Das entspricht dem Bedarf von einer Million Elektroautos. Insgesamt will Northvolt bis 2030 an allen Standorten zusammen 150 Gigawattstunden produzieren.

Die Nachfrage nach Batterien steigt rasant

Das Recycling von Batterien ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft der Elektromobilität, denn der Bedarf an Stromspeicherkapazität wächst exponentiell. 2020 lag die weltweite Nachfrage nach Batterieleistung noch bei 292 Gigawattstunden. In zehn Jahren wird es mehr als das Zehnfache sein. Ein Löwenanteil entfällt dabei auf Elektromobilität. Northvolt plant Kooperationen mit Kunden, um die gebrauchten Batterien recyceln zu können. Dazu zählen große Autohersteller wie VW, BMW und Volvo.

Auch Vattenfall investiert in das innovative schwedische Unternehmen. Gemeinsam wurde das Voltpack Mobile System entwickelt. Das flexible Lithium-Ionen-Batteriesystem ist eine emissionsneutrale Alternative zu Dieselgeneratoren für abgelegene oder schwache Netze und zur Glättung von Lastspitzen. Es ist flexibel skalierbar und kann daher auch zum Laden von Elektroautos genutzt werden.

Fazit

Die Nachfrage nach E-Auto-Batterien und Stromspeichern wird mit der zunehmenden Verbreitung der Elektromobilität und Erzeugung und Nutzung von fossilfreier Energie in den nächsten Jahren exponentiell steigen. Doch die dafür benötigten Rohstoffe sind begrenzt. Das Recycling von Batterien ist somit ein elementarer Schritt in Richtung nachhaltiger Energiewende. Mit den Entwicklungen von Northvolt werden Elektroautos noch umweltfreundlicher.


Von aktuellen Branchenentwicklungen erfahren Sie auch in unserem monatlichen E-Mobility-Newsletter. Melden Sie sich ganz einfach kostenlos an.

Jetzt anmelden!


Nachhaltigkeit
Laden
Technik

Auch interessant

Nachhaltige Lithiumgewinnung: neue revolutionäre Verfahren

Nachhaltige Lithiumgewinnung: neue revolutionäre Verfahren

Super Akkus

Neue Batterietechnik: Super-Akkus vor dem Durchbruch

Elektrifizierung weitergedacht: Drei Unternehmen wollen den Markt revolutionieren

Elektrifizierung weitergedacht: Drei Unternehmen wollen den Markt revolutionieren